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BERGWELTEN | Ausgabe 61 | Herbst 2025

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Doch vor allem prägen

Doch vor allem prägen die Passionsspiele den Ort und seine Menschenauf eine andere Art. Anerkennend spricht Gansler über diekünstlerische Ader der Nachbarn. Welcher Ort habe so ein kulturellreiches Leben wie Oberammergau? Mit so vielen Chören, Theatergruppenund vielem mehr. Und alle davon herausragend. WennMitterer allein an die sonntäglichen Gottesdienste denkt, gerät erins Schwärmen. „Da singt ein ganz normaler Kirchenchor – und dasist konzertbühnenreif. Die haben einen ganz anderen Anspruch.“Herausgeputztes Oberammergau,unglamouröses UnterammergauAmüsiert hört Michael Gansler den Ausführungen von Paul Mitterer zu.Das gilt auch für die Optik. Einfach und schlicht kommt Unterammergaudaher, herausgeputzt präsentiert sich Oberammergau.„Müssen sie ja machen für die vielen Gäste“, urteilt Gansler. „DasAushängeschild passt.“ Und sie mögen’s auch so, betont Spindler.Groß, pompös, auffällig, das gefällt dem Oberammergauer. „Is so“,sagt Wiener. Man gebe sich weltoffen und weltgewandt, analysiertSpindler weiter. Nicht nur, weil die Ammergauer nach jeder Passiondie Welt wirklich bereisten. Sondern weil sie es gewohnt sind,mit Menschen aus aller Welt umzugehen, mit Bekanntheiten ausKultur und Politik. „Zum Passion kam und kommt ja gleich mal einMinister oder Präsident, der was zu schnabeln hat“, sagt Gansler.Zur Passion kommt ja gleich mal jemand, „der was zu schnabelnhat“, sagt Michael Gansler und meint damit auch Gäste wieLandtagspräsidentin Ilse Aigner und Ministerpräsident Markus Söder.Deutlich ruhiger und unglamouröser geht’s in seiner Heimat zu.Wo man genau diese Einfachheit schätzt. Einst brachte die WetzsteinmachereiWohlstand in den Ort, lange bevor die Passionsspieledie Kassen in Oberammergau füllten. „Man sagte ja: DerUnterammergauer hat schon immer seinen Lebensunterhalt mitehrlicher Arbeit verdient…“ Spindler gefällt dieser Seitenhieb.Bodenständigkeit zeichnet die Einheimischen in seinem Heimatdorfaus. Als die typische Eigenschaft gilt sie. Die sie feiern und zusammenhaltenlässt. Wenn es ans Aufbauen geht für ein Fest, mussman nicht um Helfer betteln. Schnell stehen 100 Unterammergauerbereit – in Oberammergau eine Handvoll. „Is so“, sagt Wiener.Feiern, das können die Unterammergauer. Und das ganze Dorf hilft mit.Was die Bodenständigkeit zudem mit sich bringt: „Wir sind haltauch a bisserl wirchig“, gesteht Gansler, ohne dafür einen hochdeutschenAusdruck zu finden. Eine Übersetzung braucht’s nicht.Gansler sagt’s, als er nach knapp zwei Stunden Gespräch feststellt,dass niemand Getränke angeboten hat. Wäre in OberammergauerÜberzahl wohl nicht passiert. Muss Gansler zugeben. Spindlerlacht. Wiener schweigt. Um plötzlich anzusetzen. Er singt, jodelt,erfüllt das Heimatmuseum mit glasklarer Stimme. Ein Gänsehautmoment.Ein großer Schluss. Ein echter Oberammergauer. nBadespaß &Saunavielfaltbei jedem Wetter!AlpenT H E R M EE H R E N B E R Gin Reutte/Tirol5 Saunen • 1 Dampfbad • 4 Ruheräume • Saunalounge • 250 LiegemöglichkeitenFoto Mitte: Imago | Foto unten: privat16 Bergwelten Herbst 2025

Wer sind denn nun die Butschgala?Leistungskurs Deutsch, Benediktinergymnasium Ettal, 1985.In diesem Jahr hat sich eine junge Abiturientin mit einemdamals wie heute aktuellen Thema befasst; „Das Butschgala– Herkunft, Entstehung und ursprüngliche Bedeutung einesheute noch verwendeten Ammergauer Schimpfwortes“. Auf 28Seiten setzt sie sich mit Ober- und Unterammergau auseinander,dem geografischen und geschichtlichen Hintergrund derbeiden Orte, um unter anderem zu klären: Wer sind denn nundie Butschgala? Als solche „bezeichnen die Bewohner des einenDorfes diejenigen des Nachbardorfes. Dabei steht für jede Dorfgruppefest, dass es sich hier um die andere handelt, auch wenndiese es wiederum leugnet.“ So formuliert’s die ehemalige Schülerin.Eher spöttisch werde der Begriff verwendet, weniger boshaft.Und zwar bereits seit Anfang des 20 Jahrhunderts oder früher.Grundsätzlich stehe die „ala“-Endung für eine Verkleinerung, stellt dieAutorin fest. Bei Herkunft und Bedeutung kommt auch sie zu keinereindeutigen Antwort. Verschiedene Theorien stellt sie zusammen.Was ein Menschenkenner sagtUnter anderem befasst sie sich mit dem Menschentypen. Im19. Jahrhundert beschrieb ihren Recherchen zufolge ein „Menschenkenner“die Oberammergauer als Schlag, der „gefälligund dienstfertig, gemütlichem Scherze hold (…), bei freundlicherBehandlung lenksam, bei übler aber störrisch und sehrempfindlich sei“. Ein anderer Betrachter erlebte die Oberammergauerals keine „hünenhaften Kraftgestalten“, sondern alseher „zierlich“. Zwar nicht dick, aber wohl „klein und kurz“.„Butt“ bedeutet der Autorin zufolge im Bairischen so viel wiekleiner, kurzer Mensch, der „Buzl“ ist ebenfalls klein und wirdnicht ernst genommen, das niederdeutsche Adjektiv „butt“ verwendetman als „stumpfsinnig, dumm“. Der schwäbische „Botsche“ist zwar einfältig, ungeschickt und langsam, aber auch gutmütig,hilfsbereit und aufrichtig. Weitere Herleitungen aus dem Französischenführt die Schülerin an und kommt zu dem Schluss: „DieserTheorie zufolge wären also die Oberammergauer die Butschgala.“Die Ziegen lockenEine weitere Herleitung kommt zu einem anderen Ergebnis.Demnach geht der Begriff auf den Tierbereich zurück. Einkleines Kalb, das „Bätschelein“ auf Bairisch, heißt im Ammergau„Bock“, im Tirolerischen „Potsch“. Dort bezeichnet dasWort auch einen Widder, Ziegenbock und Schafhirten. Darausergaben sich verschiedene Lockrufe, „Botsch“ und „Butsch“etwa für Ziegen und Schafe. Nachdem die Landwirtschaft inUnterammergau eine größere Rolle gespielt hat und dort dieHirten angeblich ihre Ziegen mit dem „butsch, butsch“ lockten,spricht dies für die Unterammergauer als Butschgala.Ein paar Münzen fürdie armen OberammergauerEiner dritten Theorie nach könnte „Butschgala“ auf verarmte Oberammergauerzurückgehen, wie die Schülerin 1985 recherchierthat. Angeblich kamen sie ins finanziell gesunde Nachbardorf – dieWetzsteinindustrie brachte Wohlstand nach Unterammergau –zum Betteln. Im Bairischen und Schwäbischen wird eine bestimmteMünze mit geringem Wert „Budschanl“ oder „Butschaner“ genannt.Prachtvolle Frisurenund süße FruchtAuch die Passionsspiele könnten zu der spöttischen Bezeichnungbeigetragen haben. In den Aufführungsjahren stand der Ortfinanziell plötzlich sehr gut da. In der Gemeinde „wuchs die Prachtliebe“,zitiert die Schülerin. Diese könnte sich auch in der Trachtausgedrückt haben, zu der in Oberammergau „größere Mädchenund junge unverheiratete Frauen (…) geflochtene oder geschlungeneAufsteckfrisuren, geziert mit Silberfiligrannadeln“, trugen.Solche Frisuren nannte man „Butsch“. Weiter beschreibt die frühereGymnasiastin einen kulinarischen Hintergrund, der sich aus demBedürfnis nach „stattlichem Wohlleben“ und dem „Bekanntwerdenfremder Genüsse“ ergab. So leisteten sich die Oberammergauerdie „getrocknete, süß schmeckende Frucht des Johannisbrotbaumes“,die wohl die reisenden Schnitzer, die Kraxentrager, vonihren Verkaufswanderungen bis in weit entfernte Länder mitbrachten.Dieses Johannisbrot, am Mittelmeer heimisch, wird„Butschen“ genannt. So zumindest hat man es der Schülerin erzählt.Nicht jeden Erklärungsversuch nahm sie in ihre Facharbeit vor 30Jahren auf, sondern nur die plausibelsten. Am weitesten verbreitethatten sich damals die Lockruf- und die Johannisbrot-Theorie. Dasgilt bis heute.n Katharina BrombergerDIE KRAFT DER BERGEWOHNUNGEN HÄUSER GRUNDSTÜCKEWERTALPIN Immobilien GmbH & Co. KG . ANJA CARINA HEIMSCH+49. (0)8821. 96 95 572 . Chamonixstraße 4 . 82467 Garmisch-PartenkirchenAktuelle Angebote: www.wertalpin-immobilien.comBergwelten Herbst 2025 17

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