Aufrufe
vor 1 Monat

Geschichte auf Schritt und Tritt

  • Text
  • Straßennamen erding
  • Geschichte erding
  • Erdinger stadtteile
  • Persönlichkeiten aus erding
  • Rätschenbach erding
  • Wilhelm von diez
  • Hiasl maier erding
  • Stadtpark erding
  • Altenerding geschichte
  • Bürgermeister erding
  • Erding sehenswürdigkeiten
  • Historische gebäude erding
  • Kuriositäten straßennamen
  • Stadtentwicklung erding
  • Alte erdinger familien
  • Erdinger stadtarchiv
  • Kulturgeschichte oberbayern
  • Namensherkunft straßen
  • Erdinger lokalgeschichte
Geschichte auf Schritt und Tritt erleben – das Magazin zu den Straßennamen in Erding In der 90. Ausgabe der Sonderveröffentlichung des Erdinger/Dorfener Anzeigers begeben sich Leserinnen und Leser auf eine faszinierende Zeitreise durch die Stadt Erding – erzählt anhand ihrer Straßennamen. Das Magazin beleuchtet die Ursprünge historischer Gassen, porträtiert bedeutende Persönlichkeiten und fördert längst vergessene Geschichten zutage. Ob der legendäre Rätschenbach, bedeutende Bürgermeister, mutige Unternehmer oder visionäre Künstler – jede Straße steht sinnbildlich für das Erbe, das die Menschen in Erding hinterlassen haben. Ergänzt durch zahlreiche Bilder, Fundstücke aus dem Stadtarchiv und persönliche Anekdoten, lädt das Magazin dazu ein, den Alltag mit anderen Augen zu sehen. Ideal für Heimatfreunde, Geschichtsinteressierte und alle, die Erding neu entdecken möchten.

28

28 Theodor-Ortner-Straße | Persönlichkeiten &NamensgeberDie Theodor-Ortner-Straße zweigt von derFriedrich- Herbig-Straße ab und führt in eineWohnsiedlung. In dem flachen gelben Gebäudewar einst das Tanzcafé Schranner beheimatet.Theodor-Ortner-StraßeEin Schmuckstück ist das Ortner-Hausam Schrannenplatz. Fotos: Peter GebelTheodor OrtnerTheodor Ortner (1823-1919)war 18 Jahre Bürgermeistervon Erding. In seiner Amtszeiterlebte die Stadt wirtschaftlichenAufschwung, Elektrifizierungund Modernisierung.Repro: Peter GebelVomGoldschmied zum BürgermeisterAls Bürgermeister brachte Theodor Ortner der Stadt zahlreiche NeuerungenDie Theodor-Ortner-Straße, eine ruhigeWohnstraße, liegt im nordöstlichenTeil Erdings nahe dem Gebiet„Am Poststadl“. Benannt wurde sie nachTheodor Ortner, der als Bürgermeister dieGeschicke derStadt prägte.Geboren wurde das spätere ErdingerStadtoberhaupt am 1. November 1823 inBogen bei Straubing. Im Alter von 34 Jahrenheiratete der gelernte Goldschmied inErding die Witwe Magdalena Greckl, dieauch das Haus am Schrannenplatz 6mit indie Ehe brachte. So wurde das Grecklhauszum Ortnerhaus, das zu dieser Zeit nocheine relativ schmucklose Fassade hatte.Erst später wurden Wappen und kunstvolleFensterverzierungen angebracht.Magdalena Greckl brachte zwei Kinder mitin die Ehe, aus der Ehe mit Theodor Ortnerkamen noch vier Nachkommen hinzu. Sieverstarb 1882, genau ein Jahr, nachdem ihrMann zumBürgermeisterinErding gewähltwurde. Er blieb die restlichen37Jahre seinesLebens unverheiratet.Ortner übte das Bürgermeisteramt18 Jahre lang bis 1899 aus. In seiner Amtszeiterlebte die Stadt einen bis dahin nichtvorstellbaren wirtschaftlichen Aufschwung.Diese „Prinzregentenzeit“ gilt alsletztes goldenesZeitalter Bayerns, in dem auch ErdingJahrevoller Frieden, Stabilität und Fortschritterlebte.ELEKTRIFIZIERUNG VONSTADTUND KREISEine herausragende Neuerung war derBau des städtischen Elektrizitätswerks ander Reißermühle in Altenerding. Als ersteDrehstromanlage war sie eines der fortschrittlichstenWerke Bayerns, durch dieStadt und Kreis anschließend schnell elektrifiziertwerden konnten. In Ortners Amtszeitwurde auch die erste Turnhalle gebaut,ein neues städtisches Schlachthaus errichtetund die Haushaltsschule der Armen Schulschwestern(heute Mädchenrealschule HeiligBlut) eröffnet. Dazu wurde eine landwirtschaftlicheWinterschule gegründet.Im Jahr 1900 wurde Ortner das Ehrenbürgerrechtverliehen. Nach dem unglaublichenAufschwung musste er leider nochmiterleben, wie der Erste Weltkrieg und dieanschließende Inflation den Wohlstand wiederzunichtemachte. Ortner starb am 5. April1919 im Alter von 95 Jahren.Die Goldschmiede-Tradition im Ortnerhaushielt Ortners Sohn Theodor aufrecht,verpachtete aber schon bald das Geschäft,das bis in die 70er-Jahre von Fritz Matisseckgeführt wurde. Heute sind dort ein Internetanbieterund der Tchibo-Laden zu finden.Zur Beibehaltung des Begriffs Ortnerhaustrug auch ein Enkel des Bürgermeisters bei:Ludwig Ortner, geboren 1896, studierteMedizin und betrieb am Schrannenplatzseine Praxis. Am Haus informierte ein Schildüber die Niederlassung: „Praktischer Arztund Geburtshelfer Dr. Ludwig Ortner“. DerMediziner starb im Jahr 1980.Theodor Ortners Tochter Elise heirateteden Nachbarssohn Raimund Kraus und begründetedie enge Verbindung der beidenFamilien. Deshalb sind im Buch über dieGeschichte des Modehauses Kraus am Eckvon Seniorchef Hermann Kraus zahlreicheInformationen über die Familie Ortner enthalten.Auch auf dem Friedhof St. Paul sinddie beiden Familien eng verbunden, wo sichdas Ortner-Grab in unmittelbarer Nachbarschaftzum Kraus-Grab befindet.Die Theodor-Ortner-Straße zweigt alsSackgasse von der Friedrich-Herbig-Straßeab und war bis Ende der 1980er Jahre eineviel frequentierte Adresse. Hier befand sichdas legendäreTanzcafé Schranner,auch bekanntals „Club der einsamen Herzen“.

29Dr.-Deißböck-Weg | Persönlichkeiten &NamensgeberEine beschauliche Wohnstraße ist der Dr.-Deißböck-Weg.Benannt ist er nach dem ehemaligenDirektor des Klinikums und Ehrenbürger derStadt, Dr. Deißböck. Fotos: Peter GebelDr.-Deißböck-WegAm heutigen Landsratsamt erinnertdiese Gedenktafel anDr. Andreas Deißböckund die frühere Funktion des Gebäudes.Viel Könnenund freche SprücheDr.-Deißböck-Weg erinnert an beliebten Arzt und Erdinger OriginalDen älteren Erdingern dürfte der Namensgeberdes Wegs zwischen Dr.-Lehmer- undFriedrich-Herbig-Straße,der in der ehemaligen Bundeswehrsiedlunghinter dem Bahnhof liegt, noch ein Begriffsein: der Mediziner Dr. Andreas Deißböck.Jahrzehntelang war er Chefarzt am StädtischenKrankenhaus, das sich damals nochan der Krankenhausstraße(heute Landratsamt)befand.Geboren als Münchner Kindl 1895, studierteder Sohn eines Architekten in derLandeshauptstadt und trat im Dezember1922 seinen Dienst als Assistenzarzt amKrankenhaus Erding an.HOCHGESCHÄTZT BEISEINEN PATIENTENChefarzt war zu dieser Zeit Dr. AugustLeitner,der an derLangen Zeile seinePraxishatte. Der junge Assistenzarzt Deißböckheiratete zwei JahrespäterLeitnersTochterund übernahm 1930 auch die Leitung desKrankenhauses. Die Position als Chefarztbehielt Deißböck 35Jahre lang bis 1965,gleichzeitig behandelte er inseiner Praxis.Bei seinen Patienten war derAllgemeinmedizinerhochgeschätzt. „Bekannt und beliebtmachten ihn sein ärztliches Können,seine soziale Einstellung und sein Humor“ist auf der Gedenktafel am Landratsamt zulesen, wo sich seine frühere Wirkungsstättebefand.Repro: Peter GebelDr.Andreas DeißböckChefarzt Dr. Andreas Deißböck(1895-1967) war bekannt für seinensozialen Einsatz und Humor.Noch heute werden Anekdoten überden derbhumorigen Mediziner erzählt, wiezum Beispiel über eine Visite im Krankenhauszimmervoll älterer Patientinnen, dieer ziemlich respektlos als „Krampfaderngeschwader“titulierte. Wer ihn ohne triftigenGrund häufiger konsultierte, wurdemanchmal mit dem Spruch empfangen„Bist scho' wieder da? Spar dir doch dei'Geld für an Grabstoa!“.Einen Unterschied zwischen Arm undReich machte der Mediziner nicht, sondernerließ Menschen in Not auch mal die Rechnungoder wurde in Naturalien bezahlt. AlsChefarzt am Krankenhaus war er für allezuständig, auch für die Geburtshilfe, wieMarianne Rötzer, ehemalige Kreisbäuerin,berichtet. Sie wurde von Deißböck beidrei Geburten im Krankenhaus gut betreutund habe den Arzt sogar einmal bei einerNarkose in den Finger gebissen, erzählt sieschmunzelnd.Nach dem Tod seines Schwiegervatersübernahm Deißböck 1930 die Verantwortungals Kolonnenarzt beim BayerischenRoten Kreuz (BRK) und blieb es bis zu seinemTod. Schwere Einsätze hatte er dabeibei dem Zugunglück bei Walpertskirchenim Jahr 1951 und bei dem Luftangriff aufErding im April 1945 mit 130 Toten und200 Verletzten zu bewältigen.Für seine Verdienste wurde Deißböck beiseinem 70. Geburtstag zum Ehrenbürgerder Stadt Erding ernannt. Vonder Bundesrepublikerhielt er 1961 das Verdienstkreuzam Bande, vom BRK das goldene Ehrenzeichenund vom Deutschen Roten Kreuzdas Steckkreuz, wie im Nachruf vom April1967 zu lesen ist. Bis kurz vor seinem Todam 7. April 1967 übte der Arzt seinen Berufaus. Wenige Monate zuvor war seineFrau verstorben, die Ehe blieb kinderlos.Deißböcks TodimAlter von 71 Jahrenkam völlig überraschend. Seine vorbildlicheärztliche Pflichtauffassung, mitder er Krankezu allen Tages- und Nachtzeiten aufsuchte,und sein derber Humor machtenden langjährigen Krankenhaus-Chefarzt zueinem unvergessenen Erdinger Original.

Bauen & Wohnen

Jobs & Karriere

Weilheim

Miesbach - Tegernsee

Dachau