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Seeseiten – das Magazin für die Region Tegernsee, Nr. 64

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Als ob er geahnt hätte, was uns 2020 und 2021 bevorsteht, der gute Kästner. Vom vermeintlichen „Normal“ früherer Tage sind wir ein gutes Stück entfernt. Immer noch und das schon ganz schön lange. Aber kein Grund zu Klage, nach jedem Winter kommt ein Frühling. Auf sonnigere, bessere Zeiten gehen wir wieder zu. So viel Optimismus darf sein. Weswegen wir in diesem Heft Geschichten erzählen, die Mut machen. Von Menschen, die inspirieren. Von guter alter Tradition, von der Gegenwart und der Zukunft. Alles drei gehört zum Tal, mit der Betonung auf: Zukunft! Und weil wir gerade von Zukunft sprechen und wir diesen Text mit einem Zitat begonnen haben, beenden wir ihn mit einem ebensolchen: „The best is yet to come and babe won‘t that be fine? You think you‘ve seen the sun, but you ain‘t seen it shine.“ (Frank Sinatra) So ist es. Die Sonne haben wir alle schon gesehen, aber wie sie richtig strahlt, das noch nicht.

DerlegendäreWildschützEr ist bis heute der vermutlich bekanntesteWilderer aller Zeiten: Georg Jennerwein,auch bekannt als „Girgl“, Wirtshausbruder,Weiberer. Sein Tod in den Bergen zwischenSchliersee und Tegernsee prägt die bayerischeFolklore – inklusive Liedgut, Marterln undfragwürdigen Präsenten.Text: Tatjana Kerschbaumer / Illustration: Mariana GodoyDer rechte Fuß war unbekleidet, Schuh undStrümpfe waren ausgezogen und lagen daneben.Die große Zehe war in den Abzugsbügel desGewehrs geklemmt, dessen Lauf auf das Gesichtgerichtet war. (…) Der Unterkiefer war zerschmettert.“ –So wird Georg Jennerweins Ende in Andreas Aberles Buch„Es war ein Schütz – von Wilderern und Jägern“ beschrieben.Vom 6. bis zum 13. November 1877 lag er in diesemZustand auf einem Felsvorsprung in 1.100 Metern Höhe,auf einem „Peißenberg“ genannten Ausläufer der Bodenschneid.Bis ihn „Burschen aus Schliersee“ schließlich fanden– tot. Es ist der Anfang einer steilen, posthumen Karriere,die den „Girgl“ zu einer Art „bayerischem Robin Hood“verklärt.Georg Jennerwein erblickt am 21. April 1852 in Haid beiHolzkirchen das Licht der Welt. Laut Taufregister ist er deruneheliche Sohn der „Kleingütlerstochter“ Anna Jennerweinund dem Otterfinger „Schmidssohn“ Peter Glas. SeineJugend verbringt in der Gegend bei Wolfratshausen, wo erauch das erste Mal wildert. Schließlich nimmt Jennerweineine Stellung als Holzknecht in Westenhofen bei Schlierseean; gesichert ist auch, dass er im Deutsch-FranzösischenKrieg 1870/71 dient. Ansonsten wird er in verschiedenenQuellen als „schneidig und mutig“ bezeichnet, er kanngut tanzen, singen, schuhplatteln und Zither spielen – und4647

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