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18LoslassenWenn Eltern alt werdenWarum der Abschied so schwerfälltanchmal macht man sich monatelangkeine Gedanken darüber. Und ganzplötzlich denkt man: „Sie werdenalt!“ Manchmal reichen schon die kleinenMomente, dass einem bewusst wird: Die Zeitmeiner Eltern ist begrenzt. Warum aber willman das am liebsten nicht wahrhaben? „EinTeil in uns denkt, dass sie irgendwie unsterblichsind“, sagt Antje Randow-Ruddies, Autorindes Ratgebers „Verlust der alten Eltern“. AlsKind habe man das Bild von ihnen sozusageneingefroren. „Dass sie sterben können, ist einAspekt, den wir wirklich ausblenden – bis sieirgendwann so gebrechlich werden, dass mansich doch damit auseinandersetzt“, so dieHamburger Sozialpädagogin.Man ahnt:„Wir sind die Nächsten“Natürlich sei das Thema auch sehr angstbesetztfür die meisten Menschen: Zum einen,weil sie dadurch mit dem eigenen Tod konfrontiertwerden. „Wir ahnen, wenn die Altensterben, dass wir die Nächsten sind. Auchdas wollen wir nicht so gerne wahrhaben“,analysiert die systemische Beraterin. Und dasei in der Tiefe auch die Angst vor dem Alleinsein:„Ohne Eltern zu sein, das können wiruns nicht vorstellen, wie das ist.“Unerheblich ist dabei, dass ein Elternteilmöglicherweise schon länger erkrankt ist, anAlzheimer oder Krebs leidet, oder die Elternauch mit Mitte 80 geistig und körperlich nochfit erscheinen: Die Gefühle und Fragen kommen.Etwa, wie es mit ihnen weitergeht, wennsie hilfsbedürftig werden. Und auch, wie esist, einmal ohne sie durchs Leben zu gehen.Es sind Überlegungen und Emotionen, diejede Generation der Ü40- oder Ü50-Jährigenbeschäftigt. Für den Schriftsteller Volker Kitzist es auch „eine Zeit der Ungeahntheiten, inder sich Verantwortung verschiebt“. Da gehtes um Zeichen erkennen, deuten und sicheingestehen, um Konsequenzen aushandeln,um Bangen und Abschied nehmen.Die Zeit einfachzurückdrehen können„Die schwindende Selbstbestimmung derEltern greift auch unsere Selbstbestimmungan – ein Gut, das unserer Generation sounentbehrlich scheint“, so Kitz. In seinemWerk „Alte Eltern. Über das Kümmern undDie Angst vordem Unvermeidlichen:Der Todder Eltern zählt zuden schlimmstenVorstellungen.Eigentlich ist es das Normalste der Welt, dass die Eltern vor einem selbst sterben. Foto: Imago / Westend61die Zeit, die uns bleibt“, erzählt er die Geschichteseines Vaters, der Witwer war undan Demenz litt. „Natürlich hat die Demenzganz besondere Symptome“, sagt Kitz. Dochbeim Schreiben habe er gemerkt, dass es sichunabhängig davon um ein ganz universalesThema handelt: „Es sind Stationen, die jedenbetreffen.“ Und es beginnt mit dem Zeitpunkt,an dem man merkt: „Irgendetwas istnicht mehr so, wie es war. Es muss sich etwasändern – und ich bin dafür verantwortlich.“Doch auch wenn es der normale Lauf derWelt ist, fällt es schwer, die Eltern gehen zulassen. „Weil wir gerne festhalten wollen andem, was war“, meint Kitz.Fortsetzung auf Seite 19Bestattungen HechtIhr einfühlsamer Begleiter in schweren ZeitenVertrauen Sie auf unsere langjährige Erfahrung undlassen Sie uns Ihnen helfen, den Abschied so persönlichund würdevoll wie möglich zu gestalten.Unsere Leistungen umfassen:• Beratung und Planung von Bestattungen• Organisation von Beerdigungen und Trauerfeiern• Bestattungsüberführung H. Mahlitz• Bestattungsarten: Erdbestattung, Feuerbestattung,Seebestattung und mehrBestattungen Hecht UGNandlstädter Str. 3 • 85419 MauernTel. 0 87 64/9 49 19 77 • Mobil 01 71/7 01 67 62Wir sind für Sie da.Auch in der Trauer: Unser ambulanterHospizdienst bietet ihnen Beistand undUnterstützung, begleitet Sie in Form vonEinzelgesprächen, Gruppenangeboten oderTrauer-Cafés. Das Angebot ist kostenfreiund unterliegt der Schweigepflicht.Wir freuen uns über Spenden! IBAN: DE61 7035 1030 0000 8662 28www.hospiz-pfaffenwinkel.de
Loslassen 19Fortsetzung von Seite 18Er selbst wünschte bei seinem Vater zunächstdie Zeit von vor zwei Jahren zurück, dann dievon vor zwei Monaten. „Irgendwann hättees mir gereicht, den Zustand von vor zweiTagen zurückzubekommen“, gibt er zu. Bisman den Punkt erreiche, sich klarzumachen,dass dieser jedoch niemals wiederkommt,„das ist ein unglaublich schwerer Prozess“.Dass oft behauptet werde, in der zweitenLebenshälfte verkehren sich die Verhältnisse,die Eltern würden zu Kindern und umgekehrt,sei falsch, weil er zu beschönigend sei: Denndie Entwicklung eines Kindes sei nach vorngerichtet, auf Zuwachs, zitiert er den österreichischenSchriftsteller Arno Geiger. Altwerden,zumal Demenz, sei jedoch eine Entwicklungzurück, zu weniger, ins Verschwinden.Was nicht bedeutet, dass man nach jedemBesuch der Eltern denkt, diese Begegnungkönnte die letzte gewesen sein. „Da würdeman verrückt“, weiß der Schriftsteller. Die Lösung,die er am Ende für sich gefunden habe,war die Erkenntnis: „Wenn man im Großenund Ganzen ein gutes Verhältnis hatte, ist esvielleicht gar nicht so wichtig, wo das Lebenplötzlich innehält.“Was will man nochmiteinander teilen?Doch bis es so weit ist, sollte man tatsächlichdie schönen Dinge, die der Vater oderdie Mutter gerne gemacht haben, ermöglichen:„Ich ermuntere meine Klienten immersehr, gemeinsam zu überlegen: Was gibt esnoch, was will ich noch teilen, was will ichnoch leben?“, sagt Randow-Ruddies. Kitzetwa hat die gemeinsame Zeit genutzt, umdas mit seinem Vater zu tun, was dieser gernemachte: Fußball schauen, Spaziergängeunternehmen oder Kuchen im Café essen.„Es muss nicht immer die große Weltreisesein“, bestätigt Randow-Ruddies. ManchmalBevor es so weit ist, sollte man die gemeinsame Zeit in vollen Zügen genießen. Foto: Imago / Westend61sei es vielleicht ein Ausflug mit der Mutter andie Ostsee, wo man früher gemeinsam war.Natürlich könne es dann für die Tochter oderden Sohn schmerzhaft sein, sich darüber bewusstzu werden: Das ist das letzte Mal, dassdas möglich ist. „Aber da muss man durch.Quasi als Vorbereitung auf den Tod“, so dieSozialpä dagogin. Erlebnisse wie diese seiendann „kleine Trauerportionen von Schmerz“,die man vorab erlebe. „Indem man sich verabschiedet,bedeutet es, wir akzeptierendie Realität und lassen los von bestimmtenVorstellungen und Illusionen.“ Letztendlichwürde dies später auch die Trauer beim Toderleichtern. „Es ist wie eine Erinnerungsperle,die in mir ist. Und ich kann mir immer sagen:Wie schön, dass wir das noch gemacht haben,das trage ich in meinem Herzen.“Die verbliebene Zeit nutzen sollte man jedochnicht nur für Ausflüge und Aktionen,sondern auch für Gespräche, rät Randow-Ruddies. Vor allem für die bis dato unausgesprochenenDinge. Und nicht nur Reden hilft,auch Schreiben kann dazu beitragen, dieVergangenheit zu verstehen und den (bevorstehenden)Abschied zu ertragen: „Natürlichmuss nicht jeder ein Buch darüber veröffentlichen“,sagt Kitz. „Aber Worte zu finden,hilft, weil es auch die Erlebnisse strukturiert.Sie zusammen bilden eine rote Linie, die eineGeschichte ergibt – das hat mir sehr geholfen“,so Kitz.Eines jedoch ist auch klar: Ganz gleich, obman sich gut vorbereitet fühlt, ob der Todzu erwarten oder gar eine Erlösung war: Erkommt trotz allem oft sehr plötzlich. So wieder Schriftsteller Franz Kafka es formulierthat: „Man sieht die Sonne langsam untergehenund erschrickt doch, wenn es plötzlichdunkel ist.“Dpa / Katja Sponholz / MebWir bieten kostenfreie Hilfeund Begleitung von schwerstkrankenund sterbendenMenschen und unterstützenAngehörige und Freunde, auchin der Trauer.Sie erreichen uns unter derRufnummer 0175/5674646Bahnhofstraße 2182467 Garmisch-Partenkirchenwww.hospizverein-werdenfels.deHOSPIZVEREIN WERDENFELS E.V.
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